Seniorenwandergruppe Salenstein
Berichte
Wanderung
Schloss Laufen, Rheinfall, Kloster Rheinau, Kraftwerk Rheinau
28.
August 2020
Ab Schaffhausen ist der Rhein für sämtliche Schifffahrten gesperrt. Der Strom saugt förmlich das Wasser an, um es mit gigantischer Geschwindigkeit dem Rheinfall zuzuführen. Das Brausen, das ohrenbetäubende Dröhnen, der Luftzug, der einem die Haare zerzaust, die Wassergischt, die den Himmel vernebelt, der Fluss donnert mit grosser Gewalt über den Cataract. Unmöglich diese losgelassene, beängstigende Energie zu bändigen. Weiter unten läuft der Rhein wieder beschaulich und mit Ruhe dem Ufer entlang. Bei Rheinau wurde 1957 der Rhein seitlich um etwa 6m. angestaut, um zwei Kaplan-Strom-Turbinen mit Wasser zu versorgen. Ein Gemeinschaftsbauwerk zwischen Deutschland und der Schweiz.
Schaffhausen erlebte um die Zeit Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts einen gewaltigen Industrieaufstieg und dies dank der Wasser-Energieversorgung. Um 1864 wurde ein Hydromechanisches Wasserkraftwerk eingeweiht. Die weltberühmte Uhrenfirma Heinrich Moser war der Pionier und finanzierte diese Energieübertragung. In den Rhein wurde mit viel Mühsal ein Wasserdamm errichtet. Turbinenhäuser beförderten die Energie mittels Stahlseile in die verschiedenen Betriebe entlang des Rheins in Schaffhausen. Noch heute können wir Charlottenfels, das mächtige Schlossanwesen, oberhalb der Stadt und den Mosergarten bei der Zugvorbeifahrt sehen. Heinrich Moser ein Schrittmacher, Vorreiter, ein Erfinder ein wahrer Protagonist.
Unser Wanderführer Christian Vetsch schickt seine Wandersmannen entlang dem Rheinufer bis nach Rheinau. Die Mannschaft reiht sich nun in Einerkolonne über den 9km. langen Wanderweg ein. Das «Schwätzen» und Erzählen kann nur zwischen zwei Wanderfreunden stattfinden. Also geredet wird von hinten nach vorne oder umgekehrt. Blickkontakt nicht möglich. Der Weg ist schmal, mancherorts vierzig Zentimeter über dem Fluss und die Schritte müssen mit guter Konzentration gewählt werden. Der Wanderweg ist mit Flusskieselsteinen belegt und in gutem Zustand. So alle 20m. befindet sich eine Art kleine Natur-Kiesgrube, wo die Wegarbeiter immer wieder genügend Steine für die Ausbesserungen finden. Die Kolonne bewegt sich, wie auf einem Karussell mal am Fluss oder über Serpentinen oberhalb des Wassers. Hier führt der Fluss ein beschauliches Leben, beinahe eine Seelandschaft mit Schwänen. Das Wasser ist grün-blau, transparent bis auf den Grund und Fische wie die Barbe oder Alet geniessen dieses saubere Elixier.
Der Verband versammelt sich beim Schwimmbad Dachsen. Die Truppe benötigt dringend eine Tasse Kaffee und dies in der frühen Morgenstunde. Das ganze Areal wie verweist oder geschlossen. Durstige Kehlen jedoch machen sich bemerkbar, bis die Wirtin mit «strubeligen» Haaren und «rumpelsurigs» Gesicht erscheint. 20 Kaffees vor Badi Eröffnung, da lacht auch die Kasse. Kanufahrer gleiten lautlos auf der anderen Uferseite über das Wasser. Das Fliessgewässer ist auf beiden Uferseiten bis zum Wasser mit Laubäumen versehen und spiegeln sich in dem smaragdgrünen Lauf. Bunkeranlagen haben Kriege überstanden. Hier war einst Grenzland oder bis 1948 Feindesland! Heute springen jugendliche Schwimmer vom Bunkerdach ins Wasser.
Im Wirtshaus zum Buck wartet auf uns ein gutes Essen. Wir sitzen draussen unter einem schattigen Blätterdach und geniessen die guten Speisen. Das Haus wurde im Jahre 1492 neu erbaut. Allerdings fand man Holzbalken, die in das Jahr 1330 zurückführen. 13 Stufen der uralten Zeit und den ausgetretenen Eichentreppenstufen führen in die erste Etage. 600 Jahre lang wurden diese Stufen von Generationen geprägt, malträtiert!
Sehr beeindruckend die Barocke Klosterkirche auf der Insel. Die zwei wuchtigen Doppelturmfronten sind von der Architektur und der ockerroten Ziegelbedachung her einzigartig. Beim Eintreten staunen wir über die vielen Seitenaltäre, die uns empfangen. Eine grossartige Goldkrone verziert den Hochaltar. Eingeweiht wurde die Kirche im Jahre 1710.
Der nach Hauseweg wurde dank Carlo Leuch per Schiff angetreten. Was für eine reizvolle Flussrückreise für alle 60 müden Beine. Die Herren bewegen sich erst wieder, als der Kapitän sein Boot gefährlich lustvoll über die hohen Wellen dem Rheinfall ganz nah zum Wassersturz lenkte.
An Christian und Carlo gilt der Applaus des «donnernden Rheinfall».
Text und Aufnahme: W. Dierauer, 28.08.2020
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