Seniorenwandergruppe Salenstein
Berichte
Wanderung
Oberneunforn – Kartause Ittingen –
Frauenfeld 12.10.2018
Die Herren der Senioren Wandergruppe von Fruthwilen, Salenstein und Mannenbach fühlen sich gewürdigt, in einer Pilgerwanderung zum Karthauserkloster Ittingen, sich gedanklich zu vertiefen. Der Name Neunforn vom Lateinischen abgeleitet bedeutet: Die Neuankömmlinge. Somit leitet uns unser Wanderführer Christian Vetsch von dem Dorf der «Neuankömmlinge» zum Kloster Stift Ittingen mit seinen Mönchszellen und der wundervollen Rokoko Kirche. Das Kartauserkloster mit seiner 850-jährigen Geschichte ist ein wichtiges Kulturdenkmal für die Region. Geprägt durch die klösterliche Vergangenheit führt die Kartause Ittingen die klösterlichen Werte in moderner Weise fort. Dort werden wir das Mittagessen einnehmen und uns gedanklich in die klösterliche Vergangenheit mit ihrem kargen Leben, dem Gebet und Verzicht befassen.
Doch vorerst wollen die Herren den Weg gemeinsam dorthin zu Fuss antreten. Ob wir dort als «Neuankömmlinge» aufgenommen werden, steht in der Seligkeit. Vorbei an dem markanten gradlinigen sauberen Kirchturm von Oberneunforn führt uns der Weg zu einem Höhengrat, der uns beinahe bis zum Kloster leitet. Die Herrengruppe vom Nebel begleitet, schemenhaft sichtbar schreitet voran der Sonne entgegen. Graue Schwaden umhüllen uns immer wieder bis dann, wie eine Himmelsöffnung, das tief blaue Firmament mit den Sonnenstrahlen uns göttliches Licht und Wärme schenkt. In Reih und Glied stehen die Rebstöcke auf dem Iselisberg, sauber abgeerntet die köstlichen Weintrauben. Auf dem Aussichtspunkt Alpanzeiger Iselisber 523 m.u.M. treffen wir unter einer alten ausladenden Eiche die Gruppe von Carlos. Ihre Route war kürzer, doch von einem «Hausbesuch» noch beseelt.
Simmentaler Vech glotzt den vorbeilaufenden Mannen auf ihre Turnschuhbestückten Füsse, sie suchen vergebens die ledernen Mönchssandalen. Die Zeit ist im Wandel, die Häute der Simmentaler versorgen heute die Sessel der nobelsten englischen Automobile.
In einem Waldstück riechen wir Feuergeschmack und sehen vor uns Holzkohle, die von der Kartause über Köhlerei hergestellt wurde. Vor den Toren des Klosters steht ein Doppellooping, ein Kunstwerk, von 15 Metern Höhe. Die gestauchte acht fragt nach der Spiritualität, der Sinnhaftigkeit unserer Leistungsgesellschaft und Selbsterkenntnis. Zum Empfang im sonnenbeschienenen Innenhof der Kartause erwartet die «Neuankömmlinge» das Ittinger Bier. Zu Tische werden wir von guten Köstlichkeiten verwöhnt. Mit dabei das Amber Bier, das im Gegenlicht perlend goldgelb glitzert. Was für eine Wohltat. Eben hier lebten einst die Kartäuser ihr karges Leben. Durch eine Luke wurde ihnen das einfache Essen gereicht. Besinnung und Gebet, Verzicht und Einsamkeit war dem Mönch sein Leben. Auf dem Innenhof der Kartause plätschert Wasser in einen 18.-eckigen Brunnen. Als Statue über dem Wasserlauf der Heilige Bruno von Köln mit seinem Leitspruch für die Kartauser Mönche: «Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht.»
«Das wichtigste am Schweigen ist der Dialog, die Bereitschaft, sich jenseits der Worte zu treffen.» Der Kartauser Leitgedanke kann nicht auf die schwatzenden, gut speisenden und trinkenden «Neuankömmlinge» zutreffen. Sie werden wieder entlassen in die Welt, in der wir heute leben. Hier unter Bruno’s Schutz sind alle Tische besetzt und alles was auf der Speisekarte steht kann bestellt werden. Das Mobile Telefon verbindet uns jederzeit und all überall sind wir erreichbar. Nicht so in der Zeit der schweigsamen Kartäuser! Das Postauto und der Zug führten uns wieder nach Hause, begleitet von dem Säntismassiv und den Churfirsten.
Ein Kontrastbeisammensein der besonderen Weise haben wir heute erleben dürfen. Christian, es war wunderbar deiner Wanderung zu folgen. In diesem Sinne sollen die schwindelerregenden Doppelloopings uns die Richtung der Unendlichkeit vermitteln.
Text: W. Dierauer, 12.10.2018
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