Seniorenwandergruppe Salenstein
Berichte
Wanderung
vom 24.08.2018
auf die Insel Reichenau
Bewusst oder unbewusst blicken die Freunde der Seniorenwandergruppe aus
Salenstein, Fruthwilen und Mannenbach täglich hinüber zur grössten Insel im Bodensee: Die Insel Reichenau. Sie schwimmt zwischen dem Gnadensee und dem Rheinuntersee und ist entweder mit dem Schiff oder über den Inseldamm mit seiner berühmten Pappel-Allee zu erreichen. Es liegt vor uns im Untersee eine Kulturlandschaft, die ein herausragendes Zeugnis religiöser Zeiten abgibt, aber sie ist auch geprägt von kulturellen Wirtschaftsstrukturen. Das Bild ist ablesbar gekennzeichnet vom klösterlichen Einfluss und wurde im Jahre 2000 in die Weltkulturliste der UNESCO aufgenommen. Somit führt uns unsere Wanderführer Christian Vetsch zu einer ganz besonderen Wanderung hinüber zu dieser Weltkulturinsel.
29 Wandermannen besteigen in Mannenbach die Radolfzell und lassen sich über die Wellen auf die Reichenau fahren. Der Blick zurück auf die Bucht, die Schlösser Arenenberg, Salenstein und Eugensberg ist geprägt von einem gewissen Heimweh. Die Schwarz-Rot-Gold Deutschlandfahne weht heftig im Winde und verrät, dass wir in ein anderes Land verreisen. Auf der Reichenau angekommen, wandern wir westwärts um die Insel. Der Fussweg am See entlang verläuft auch durch Privatgärten und somit entwickelt sich eine lange schweigsame Einerkolonne. Die Stille endet erst beim Campingplatz Sandseele. Hier am Kaffeetisch öffnen sich wieder die Seelen zum Gespräch. Noch bis Mitte Oktober und dann werden alle diese vielen in Reih und Glied stehenden Campingwagen die Insel verlassen und Seelenruhe wird über die kalte Zeit hier Einkehr halten. Einige Windsrufer lassen sich von der zischenden Brise waghalsig über die Wellen brettern. Für uns geht es weiter dem Gnadenseeufer entlang. Am Uferrand stehen auf der einen Seite des Weges uralte Weiden und zum Landesinneren sind die Felder bestückt mit Karotten, Fenchel, Sellerie und verschiedenen Salaten. Dazwischen grüssen uns Sonnenblumen und bunt leuchtende Blumenwiesen. Die Geschichte des Gandensees besagt, dass hier heiliger Boden war und ein Todesurteil konnte hier nicht vollzogen werden. Die Angeklagten mussten aufs Festland nach Allensbach. Wenn nun der Abt den Verurteilten doch noch begnadigen wollte, so ließ er eine Glocke läuten, bevor der Verurteilte am anderen Ufer ankam. Wir 29 Mannen wandern und lauschen auf die zwölf Uhr Mittagsglocke um im gemütlichen Restaurant Messmer Essenseinkehr zu halten. Nach den guten Speisen empfing uns im Winzerverein 1896 Frau Isolde Bader, seit Generationen auf der Insel verwurzelt, zu einer Weinprobe. Hier vor dem Tor zum Weinkeller knipste eine Dame aus dem Kontor eine Aufnahme, von der gnadenlosen zum Trinken verurteilten Mannschaft mit im Hintergrund werbenden Slogan: „Wein so frisch wie der See“. Hier wurde
„gewerweist“, ob ein Fruthwiler sich neben einen Mannenbacher stellen soll!!
Nicht in den tiefen Weinkeller sondern eine Treppe hoch wurden wir in den schmalen Klostergang, in dem eine lange Tafel auf uns wartete, geführt. An den Wänden historische Ölgemälde aus der blühenden Klosterzeit. Was für ein Ambiente und vor jedem Glas ein frohgestimmter Wandersmann. Frau Isolde holte und holte acht verschiedene Weine aus dem Keller. Reichenauer Hochwart Sekt, Müller Thurgau, Grauburgunder, Sauvignion Gris Bio, Muskateller, Spätburgunder Weissherbst und Spätburgunder Rotwein. Isolde erklärte uns jede Rebsorte mit beschwingter Stimme und meinte: „Mit den Allensbacher haben wir uns geprügelt, mit den Schweizern geschmeichelt“. Somit war klar: Die Reichenauer plappern wie die Ermatinger und
Salensteiner. Nur Abt Waldo auf einem der Bildtafeln behielt die „Contenance“ beim Geschenkempfang der Reliquie in Israel.
Schwankend, schwebend, schwingend bestiegen kurz vor der Abendzeit die tollen Mannen das vom Winde stark schwankende und schaukelnde Schiff zurück nach
Mannenbach.
Christian der Insel Abschied schmerzte, habe Dank für all das Erlebte.
Text: Werner Dierauer, 24.08.2018
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