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Oktober 2017

 

Seniorenwandergruppe Salenstein

http://ts4.mm.bing.net/th?id=H.4637440659884347&w=130&h=155&c=7&rs=1&pid=1.7

 

Berichte

 

Wanderung von St. Fiden nach Horn

 Erlösende, rettende  Anhöhe auf Schimishus.

Die Espentobelstrasse liegt bei den Geleisen!  Bahnschienen!  Beginn der Wanderung. Vor uns der Galgentobel! Will uns unser Wanderführer  Christian Vetsch ins Verderben führen?  Wartet auf uns der Hochgerichts-Galgen?  Eben dieses Hinrichtungsinstrument, wo dem Opfer eine Schlinge um den Hals gelegt und anschliesseend den Boden unter den Füssen entzogen wird.  Und dann die  Espeln, die Zitterpappeln  im Espentobel. Also: Vor uns warten die Geleise,  das Zittern vor dem Galgen und das zu fürchtende Galgentobeltunnel. Auf meiner Wanderkarte aus 2010 ist keinen  Wanderweg zu diesem letzten Gericht eingezeichnet. 

Gehört habe ich, dass Gallus, welcher im Jahr 612 von Arbon durch dieses Tobel nach St.Gallen gelangte, um seine Eremitenzelle zu gründen. Also vertrauen wir uns dem heiligen irischen Wandermönch Gallus an, Gründer des Klosters St.Gallen, denn auch er wagte dieses Wagnis.

Unser aller Galgen-Humor zusammenreissend folgen wir Christian und bauen auf seinen Rufnahmen uns zu führen.

Allen voran Hans unser Fotograf  mit einem Hosen- Gürtel dessen Schnalle das Schweizerkreuz ziert. Dann folgte Otto, Holz vor der Hütte (brustfrei) mit dem Schweizer Soldaten Gürtel (kaum zu sehen!) und Kurts rote Hosenträger verziert mit vielen weissen Schweizer  Edelweissen.  Echte währschafte und wehrhafte Eidgenossen führen diesen Zug an. Verlassen haben wir die Stadt am Spinnerei Weg und gleich niederwärts in die Tiefe des  Galgentobels. Schienen in allen Richtungen folgen dem Lauf. Rauschende Züge lassen uns beim Vorbeibrausen zusammenzucken. Schleifend quietschende Zugräder  durchdringen  Mark und Bein. Donnernd, quiekend wie Krähengekrächz erschreckt uns ein Doppel-Cargo-Gespann. Aus dem Galgentunnel  auf uns zukommend drei leuchtende dämonische Lichter und schon verspüren wir den gewaltigen Luftzug, hören das Brausen und Rattern der Räder und sehen aufatmend wie das Gespenst in den dunkeln Wald entflieht. Thurbos gleiten wie Phantome an uns vorbei. Im Gänsemarsch Trepp ab Trepp auf, Kopf einziehend durch eine Unterführung. In all dem Schienen Wirrwarr stoppt die Kolonne auf einer kleinen Wiesenanhöhe. Hier stand einst Guidos Elternhaus. Heimat seiner Kindheit.  „Us de ferni hör´t mer´s Elfi-Lüte. Vom Galge verschont gots steil dure Wald ufe witi Weid mit brune Chue.“  „S´farbig Bänkli uf de Ahöchi vo Schimishus“, welches einen schönen Blick eröffnet, steht zweifellos am richtigen Ort und lädt ein zum Entspannen. Weiter geht´s über saftige Mörschwiler Wiesen. Vorbei an Streuobstfelder mit prall gefüllten, glänzenden beinahe von Hand polierten roten Äpfeln, dazwischen alte Birnbäume geschmückt im farbigem Herbstlaub und wo nebst Steueroptimierern auch noch Bauerngehöfte wirtschaften.   Architektenhäuser fressen sich in die grünen Matten die verraten: „Baue lieber ungewöhnlich!“

Und dann – Ankunft in der Bäckerei Füger am Kirchplatz in Mörschwil mit dem Leitspruch: „Hand  gemacht, Immer eine Idee frischer“  und die für uns wartenden  wohlgedeckten Tische im Ochsen.  Der Meister dieses Ortes der Genüsse, mit Auszeichnungen geehrt,  Herr Füger serviert uns persönlich die Brotsuppe mit einem Suppenlöffel aus einem grossen Topf. Das Füger-Brot, für die Suppe leicht angeröstet, püriert und dazu feinstes Dinkelbrot  mit kröscher Kruste. Ein wahrer Genuss! Das vier Gang Menu endet mit Konditorei Dessert.  Beinahe wie im Grandhotel, serviert auf dem Servierboy, der uns von Tisch zu Tisch besucht. Auf der obersten Etage  drapierte Törtchen, Köstlichkeiten, die unsere Sinne total verwirren.  Oh-Wahl-O-Mat  hilf uns! Vorne im Bäckereiladen finde ich die „Züngli“ eine Süssigkeit nach Vaters Rezept. Birebrot ohne Zucker, Glutenfreie Brote, Mandelfische und alles traditionell hergestellt.

Christian habe Dank für die spannungsvolle Wanderung und das Kennenlernen dieser Symbiose Bäckerei Füger und Ochsen. Eine Gastwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes.

Horn am Bodensee nicht mehr in allzu weiter Entfernung, brechend volle Apfelbäume neigen zum „Stibitzen“ und weite Felder geben den Blick auf den See frei. Nur an einer Stelle erschreckt uns die Zivilisation: Über unseren Köpfen brummen und poltern dröhnende Autos, die über die Autobahnbrücke brettern und jagen!

Text: W. Dierauer  13.10.2017



 

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