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Tagblatt Online, 13. März 2013
«Interesse an der Welt
ist wichtig»
FRUTHWILEN. Der Fruthwiler Künstler und frühere Lehrer Urs Knoblauch ehrt
im Kantonsspital Frauenfeld Albert Schweitzer. Mit seinem Konzept «genauer
erfassen» will er das menschliche Zusammensein ergründen, verstehen – und
vermitteln.
Warum haben Sie für Ihre Ausstellung das Kantonsspital gewählt –
nicht gerade eine Kunstinstitution?
Urs Knoblauch: An einem öffentlichen Ort auszustellen ist mir sehr
wichtig. Ich will mich ja mit meinen Arbeiten an möglichst viele Menschen
wenden. Deshalb ist ein Spital ein idealer Ort für mich. Gerade auch in
Zusammenhang mit Albert Schweitzer und Lambarene. Es ist ja auch in der
Kunstszene (Biennale Venedig und documenta Kassel) immer mehr die Tendenz, an
den Orten der Öffentlichkeit Kunst orts- und themenspezifisch zu zeigen. Das
mache ich schon seit Jahren. Meine letzten Ausstellungen waren ganz bewusst 2009
in der Kirche Balgrist Zürich, 2010 im Universitätsspital Zürich, 2012 im
Alten Zeughaus Schwyz und im Bahnhof Ermatingen.
Als Konzeptkünstler haben Sie ein Anliegen, das Sie schon seit Jahren
immer wieder aufnehmen…
Knoblauch: Ja, das ist tatsächlich so. Seit meinen Anfängen
verstehe ich die Kunst als eine Forschungs- und Bildungsarbeit. Mit meinem
Konzept «genauer erfassen» stehe ich in der Tradition des Realismus. Ich
versuche, die wichtigen Themen des menschlichen Zusammenlebens weiter zu ergründen,
zu verstehen und zu vermitteln. Allein das Wunder der Natur oder die Vielfalt
des menschlichen und kulturellen Ausdrucks sind spannende Bereiche. Dazu kommt,
dass ich mich als Künstler mit meinen Werken an die Öffentlichkeit wende,
daraus ergibt sich auch eine besondere Verantwortung.
Sie waren auch Lehrer.
Knoblauch: Auch als Lehrer stehe ich vor dieser Aufgabe. Deshalb ist eine
gründliche Aus- und Weiterbildung, das Interesse an der Welt so wichtig.
Warum ist Ihnen und Ihren Schülern wichtig, Albert Schweitzers Anliegen
wieder zur Sprache zu bringen?
Knoblauch: Die humanitäre Tradition der Schweiz ist eine besondere
Kostbarkeit. Ich habe während meiner Lehrtätigkeit zunehmend beobachtet, dass
wichtige allgemeinbildende und geschichtliche Grundlagen bei den meisten Schülerinnen
und Schülern nicht mehr vorhanden sind und kaum gelehrt werden. Wie und wann
sind das Rote Kreuz, die Unesco oder die UNO-Charta entstanden? Was ist eine
gesunde Volkswirtschaft? Warum sind die direkte Demokratie und das «Schweizer
Modell» so wertvoll und aktuell? Was beinhalten Moral und Ethik? Die Jugend und
die Schülerschaft sind an diesen Fragen sehr interessiert, das Gespräch mit
ihnen und ihre Gedanken sind eine grosse Freude. Das sind auch die Berührungspunkte
mit meinem künstlerischen Schaffen.
Interview: Barbara Fatzer
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Tagblatt Online, 13. März 2013
Jugendliche Friedensarbeit
Friedensarbeit ganz eigener Ausprägung haben am Sonntagabend im
Kantonsspital Maturanden des Literaturgymnasiums Rämibühl aus Zürich
vermittelt. Sie beteiligten sich mit eigenen Kompositionen an der Eröffnung der
Ausstellung «Die Werte des Friedens stärken» ihres Zeichenlehrers, des
Konzeptkünstlers Urs Knoblauch. Rämibühl ist eine Unesco-assoziierte Schule,
die ein neues Projekt durchgezogen hat. Bereits vor zwei Jahren ist zusammen mit
Urs Knoblauch ein Lehrmittel entstanden, das im Staatsunterricht eingesetzt
wird.
Aus Anlass zum hundertjährigen Bestehen des Albert-Schweitzer-Spitals in
Lambarene haben sich die jetzigen Maturanden auch mit den Musikbeiträgen dieses
Arztes beschäftigt. Ihr Beitrag «Bach meets Africa» eröffnete die
konzeptionelle Ausstellung im Kantonsspital und fand grossen Anklang. (fz)
Urs Knoblauch: Die Werte des Friedens stärken, Kantonsspital Frauenfeld; bis
7. April
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Tagblatt Online, 13. März 2013
Genauer erfassen
Seit den 70er-Jahren entstehen Foto- und Textarbeiten zum Kunstkonzept
«Genauer erfassen». Foto- und Bildthemen zu ethischen, sozialen und
kulturhistorischen Grundlagen. Bilder zum Frieden, zur
UNO-Menschenrechtskonvention, zum IKRK und zur Unesco. Landschaftsmalerei im
Dialog mit Fotografie und Literatur. Zahlreiche Ausstellungen im In- und
Ausland. «Nahrung, Bildung und Gesundheit für alle», Literaturgymnasium
Rämibühl Zürich, 2011.
www.kultur-und-frieden.ch
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